Bericht des Pastoralraumes Frenke-Ergolz für den Jahresbericht der röm.-kath. Landeskirche
Obwohl auch das örtliche kirchliche Leben im Jahr 2020 von der Corona-Pandemie geprägt und herausgefordert war, wurden im Pastoralraum wichtige Themen diskutiert, konkrete Praxis laut und sichtbar sowie in Neuem oder Anderem ausprobiert und in Lernerfahrungen variiert. Auch wurde mit dem regionalen Sozialdienst ein wichtiges Projekt aufgegleist. – Die pfarreilichen Teams und Gremien ebenso wie das Pastoralraumteam konnten sich regelmässig, z.T. in Videokonferenzen treffen. Die Pastoralraumkonferenz fand einmal statt und diskutierte wichtige Themen und gab klare Voten ab.
Die Pandemie
COVID stellte vieles Gewohnte in Frage und forderte zu anderer Praxis heraus. Dabei musste ausprobiert und gelernt werden. Die Verkündigung fand neue Wege, ebenso wie symbolische Ausdrucksformen in offenen und zugänglichen Räumen. Es wurden Kontakte aufgebaut, Gespräche geführt, Abschiede gefeiert, kulturelle Ausdrucksformen ermöglicht, Einkaufshilfen mitgetragen, Menschen besucht und mit der Caritas beider Basel ein Lieferdienst zum Bezug deutlich verbilligter Lebensmittel und Bedarfsprodukte initiiert.
Aber auch der kritische öffentliche Einspruch war und ist wichtig (Vgl. Julia Lis / Michael Ramminger, Kirchen und Corona. Eine Kritik, Institut für Theologie und Politik: Münster 2020 – Quelle: https://www.itpol.de/kirchen-und-corona-eine-kritik).
Diakonie im Pastoralraum
Das strategische und verbindliche Ziel im Schwerpunkt Diakonie des Pastoralraumkonzeptes sieht die Errichtung eines Kirchlichen Regionalen Sozialdienstes für den Pastoralraum vor. Aufgrund unterschiedlicher Ausgangslagen in den fünf Pfarreien hat das Pastoralraumteam auf seiner Sitzung vom 6. Februar 2020 einstimmig entschieden, dass für eine Zeit des Übergangs eine solche regionale Stelle mit Anbindung an die Caritas für die Pfarreien Frenkendorf-Füllinsdorf, Gelterkinden und Sissach errichtet und als verbindendes und strategisch handelndes Gremium ein Sozialrat für den gesamten Pastoralraum eingerichtet werden sollen. Dafür hat dann auch die Pastoralraumkonferenz im Oktober 2020 einstimmig votiert.
Die von der AG KRSD ausgearbeitete Vorlage wurde bisher vom KGR Frenkendorf-Füllinsdorf ratifiziert und auf der Kirchgemeindeversammlung von allen Stimmberechtigten angenommen. In den beiden anderen Kirchgemeinden werden Diskussion und zielführende Verhandlungen 2021 fortgeführt. Die Entscheidung des Pastoralraumteams schliesst allerdings „lokale Lösungen“ aus. Es geht insbesondere darum, Zukunft von Kirche zu gestalten und dabei von den Menschen um deren Teilhabe willen auszugehen – auf der Basis aller kirchlichen Praxis: der Diakonie.
Konzernverantwortungsinitiative – Beispiel für menschenrechtliche Praxis von Kirche
Ganz besonders standen Menschen, deren Würde und Rechte im Mittelpunkt, als 2020 grosse Kreise der Kirche, Pfarreien, Einzelpersonen, Hilfswerke ihr Recht auf ein klares Votum endlich in aller Deutlichkeit wahrnahmen und die Konzernverantwortungsinitiative zur Annahme empfahlen – so auch die Pastoralraumkonferenz mit einem überaus klaren Votum im Oktober. Dabei wurde zweierlei klar: Demokratie und ihr Überleben ruhen auf der konkreten Achtung der Menschenrechte weltweit einerseits. Andererseits ist die semantische Achse der Bibel eine unmissverständlich menschenrechtlich-befreiende Praxis. Der ermordete Erzbischof von San Salvador, der hl. Oscar Romero, betonte: „Die Kirche kann vor diesen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Ungerechtigkeiten nicht schweigen. Das ist eine Frage von Leben oder Tod für das Reich Gottes auf der Welt.“ Und die grosse Theologin Dorothee Sölle drückte es so aus: „Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“ Das sollte allen in der Kirche Verpflichtung sein.
Fusion von Kirchgemeinden
Anfang April 2021 gibt Peter Bernd mit der Übernahme der Leitung des deutschsprachigen Pastoralraumes Biel-Pieterlen die des Pastoralraumes Frenke-Ergolz ab. Es wird wichtig sein, konkrete Menschen in den Blick zu nehmen, Kirche vor Ort und im Pastoralraum in einem gemeinsamen Prozess weiterzuentwickeln. Eine Fusion von Kirchgemeinden ist dabei dringlich geboten, um auch auf staatskirchenrechtlicher Seite Synergien zu nutzen und finanzielle Solidarität einzuüben. Aber entscheidender bleibt, mit ganz unterschiedlichen Menschen die Zeichen der Zeit zu erforschen und im Licht des Evangeliums für eine solidarische Praxis zu deuten, wie es das II. Vatikanische Konzil in seiner Pastoralkonstitution Gaudium et spes einfordert. Dies kann für die Zukunft der Pfarreien ein hoffnungsvoller und kreativer Weg sein.
Peter Bernd